Er ist zurück! Oder anders gesagt, Instagram hat den chronologischen Beitragsfeed (wieder) eingeführt. Ende letzten Jahres gab es schon eine Ankündigung vom Instagram Kommunikationskanal auf Twitter – Man wolle die chronologische Beitragsübersicht wieder als Option anbieten. Jetzt ist es soweit, doch warum die Änderung?

Wie finde ich die Funktion?

Um in die chronologische Übersicht zu kommen muss der User nur oben Links im Home Menü auf Instagram tippen und kann entweder die schon bestehende Favoriten Übersicht anzeigen lassen, oder jetzt auf Gefolgt tippen. Unter Gefolgt finden sich dann alle Beiträge die von abonnierten Kanälen geteilt wurden, sortiert in chronologischer Reihenfolge – Hier wirst du also keinen Beitrag mehr verpassen. (Zum Beispiel Beiträge von unserem Insta Kanal?)

Verpassen ist dabei ein wichtiges Stichwort, affine Instagram Nutzer*innen werden sicher schon gemerkt haben: Der normale Home Feed ist durch einen Algorithmus bestimmt – nur Beiträge die dieser als relevant für die Nutzer*in sieht werden auch angezeigt. Dabei sind, oft unbekannte, Variablen bestimmend – Interaktionen, Likes, Interesse am Kanal, Hervorgehobene Beiträge durch Werbung und viele andere Kriterien entscheiden ob der Beitrag bei dem User angezeigt wird. Diese Funktion wurde um 2016 herum eingeführt und löste damals den klassischen standardmäßigen chronologischen Feed ab. Nun ist die Option für Nutzer*innen zurück. Angekündigt wurde die Änderung schon im Dezember letzten Jahres:

Das Problem mit dem Algorithmus

Der Grund für die Einführung war damals: Die Interaktionen auf der Plattform stagnierten. Interaktionen sanken in 2015 um 40% und 70% der Inhalte hat der Nutzer schlichtweg verpasst. Neben anderen Maßnahmen für den Erhalt der Plattform, auch über lange Zeit, wurde daher der heutige Algorithmus basierte Feed eingeführt.

Aus Unternehmenssicht klingt das natürlich nach einer guten Änderung. Für den Nutzer bedeutete dies aber eine Abhängigkeit von diesem Algorithmus. Mit der Zeit wird die Kritik an diesem Umstand immer größer, auch weil andere Plattformen wie Twitter, Facebook oder YouTube ähnliche Entwicklungen erlebten.

Das Problem; ein für den User Interessanter Beitrag ist nicht immer auch interessant genug um auf dem eigenen Feed zu landen. Ohne die chronologische Übersicht muss nun auf die jeweiligen Kanäle geschaut werden um gewünschten Content zu finden. Gleichzeitig sieht sich der Contentcreator bzw. Beitragsersteller gezwungen Beiträge nicht für den Nutzer, sondern für “den Algorithmus” zu erstellen – schließlich ist der Erfolg an die Reichweite gekoppelt und somit auch an die Interaktionen.

Das hat in den letzten Jahren zu der Medienlandschaft geführt die wir heute kennen und gerne kritisieren. So kann der (kleine) Schritt, dem User die Möglichkeit zu geben selbst zu entscheiden, doch als wichtiger gesehen werden als die versteckte Funktion vermuten lässt.

Die Gesellschaftlichen Folgen sowie Kritik an den Algorithmen treten heute immer mehr ins öffentliche Interesse – Algorithmen die über die letzten Jahre gezeigt haben wie Hass und Spaltung die größte Interaktion hervorrufen und somit für die Plattformen wünschenswert sind werden immer wieder Medienkritisch betrachtet. Wir sollten mehr Möglichkeiten haben selbst entscheiden zu können um uns vor dieser Form von Abhängigkeit zu schützen, um bewusster und aktiver im Umgang mit diesen Netzwerken zu werden. Ein wünschenswertes Ziel für den User dabei: Ein wirklich soziales Netzwerk

Als Abschluss gibt es zu dieser Idee eine Leseempfehlung; der neue fluter thematisiert die Algorithmen und sozialen Netzwerke und geht auf die hier angeschnittenen Themen genauer ein. Nachzulesen online oder im kostenlosen Abo.

von Florian Mortsiefer | Fotos: Esther Lordieck