Wenn von Nachhaltigkeit gesprochen wird, dann denken wir zunächst an die ökologischen Aspekte des Themas, an Klimaschutz, Energiewende und umwelt- und sozialverträglich hergestellte Produkte. Aber auch in der digitalen Welt ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor. Was steckt dahinter?
Unter Digitaler Nachhaltigkeit versteht man aber nicht etwa Methoden, wie Handy, Laptop etc. nachhaltig genutzt oder wie Serien und Videos umweltfreundlich gestreamt werden (Tipps dazu findet ihr auch bei uns im Blog). Das Konzept der Digitalen Nachhaltigkeit beschreibt die langfristig orientierte Herstellung und Weiterentwicklung von digitalen Wissensgütern. Was das heißt, dafür holen wir mal ein bisschen aus.
„Unsere gemeinsame Zukunft“ und die nachhaltige Entwicklung
1987 veröffentlichte die UN-Weltkommission für Umwelt und Entwicklung den Brundtland-Bericht mit dem Titel „Unsere gemeinsame Zukunft“. Darin hat die Kommission, bestehend aus 20 Industrie- und Entwicklungsländern, erarbeitet, welche Schritte für eine lebenswerte Zukunft auf der Erde notwendig sind. Denn schon damals, obwohl sich die Kommissionsmitglieder gerade in Detailfragen nicht immer einig waren, waren sie sich in einem Punkt doch einig: Das Überleben der Erde ist abhängig von nachhaltigen Veränderungen. Hier der komplette Bericht zum Nachlesen. Für die einzelnen Kapitel einfach auf die Überschrift klicken.
Der Bericht prägte den Begriff der nachhaltigen Entwicklung und 1992 beschlossen die Vereinten Nationen das Aktionsprogramm „Agenda 21“ mit nachhaltigen Entwicklungszielen für das 21. Jahrhundert. Mittlerweile gibt es das Nachfolgeprogramm „Agenda 2030“ mit 17 konkreten SDGs (Sustainable Development Goals, Ziele für nachhaltige Entwicklung). Darunter ist unter anderem die Bekämpfung von Armut und Hunger, mehr Gender-Gerechtigkeit und Chancen auf gute Bildung. Die „Agenda 2030“ erweitert und konkretisiert die „Agenda 21“, beide sind aber nicht rechtsbindend.
Digitale Nachhaltigkeit: Eine Definition
Marcus Dapp lehrt seit über 10 Jahren Digitale Nachhaltigkeit an der ETH Zürich und definiert sie so:
„Digitale Ressourcen werden dann nachhaltig verwaltet, wenn ihr Nutzen für die Gesellschaft maximiert wird, sodass die digitalen Bedürfnisse gegenwärtiger und zukünftiger Generationen gleichermaßen erfüllt werden. Der gesellschaftliche Nutzen ist dann maximal, wenn die Ressourcen der größten Anzahl zugänglich und mit einem Minimum an technischen, rechtlichen und sozialen Restriktionen wiederverwendbar sind. Digitale Ressourcen sind Wissen und kulturelle Artefakte digital repräsentiert als Text, Bild, Audio, Video oder Software.“ .“ (Marcus Dapp zur Digitalen Nachhaltigkeitsstrategie)
Für digitale Nachhaltigkeit gibt es zehn Voraussetzungen, die wissenschaftlich erarbeitet wurden. Dazu zählen unter anderem Transparenz, geteiltes Wissen und Partizipations-Möglichkeiten. Gut erklärt wird dies von (Matthias Stürmer von der Universität Bern) oder auch von (Wikipedia). Die Wikipedia ist übrigens ein Beispiel für ein nachhaltiges Digitales Produkt. Ein anderes Beispiel ist das Open Source-Betriebssystem Linux.
Auch die Bundesregierung hat einen Aktionsplan für Digitalisierung und Nachhaltigkeit. In wie fern das mit Digitaler Nachhaltigkeit zusammen passt, gucken wir uns dann im nächsten Artikel an.