Ob Streaming nun umweltfreundlich ist oder nicht, da scheiden sich zum Teil noch die Geister. Aber haben Sie schon mal darüber nachgedacht, wie viele Tonnen CO2 eigentlich bei einem Filmdreh anfallen? Die Filmbranche hat ein paar interessante Ideen zum Thema „Green Shooting“ entwickelt.

Ist Ihnen auch schon mal aufgefallen, dass es in Filmen und Serien heute wesentlich nachhaltiger zugeht als noch vor ein paar Jahren? Mir scheint als gäbe es  mehr wiederverwendbare Coffee to go-Becher, mehr E-Autos und weniger Plastikflaschen. Aber vielleicht ist es auch nur ein Gefühl, denn in den ersten Folgen „Grey’s Anatomy“ von 2005 und in aktuelleren Folgen aus der 15. Staffel (2019) sind ähnlich viele Einmal-Kaffeebecher zu sehen (Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass bereits 2005 schon Mehrwegbecher von den Charakteren verwendet wurden, etwa von Christian und Izzy). Auch in der Neu-Auflage von „Gilmore Girls“ laufen die beiden Protagonistinnen mit Coffee To Go Bechern rum. Essen kommt in Take-away-Kartons. Also doch alles nur Einbildung? Nicht unbedingt. Besser sieht es zum Beispiel bei deutschen Produktionen aus. In „Biohackers“ sind die Protagonist*innen innerhalb der Stadt fast ausschließlich mit dem Rad unterwegs. Für weitere Wege nehmen sie den Zug. Und im Hintergrund stehen Trinkflaschen statt Plastikflaschen. Doch nur weil in Filmen und Serien nachhaltigere Requisiten verwendet werden, hat das noch keinen großen Einfluss auf unser Klima und die Umwelt.

Behind the Scenes

Das weiß natürlich auch die Filmbranche und bemüht sich mehr und mehr, auch die Produktion nachhaltiger zu gestalten. Beim Catering wird auf Einweggeschirr verzichtet, Reisen werden mit der Bahn statt mit dem Flugzeug getätigt und für die Crew Appartements statt Hotelzimmer gemietet,  beim Licht wird soweit möglich auf LEDs gesetzt. So beschreibt zum Beispiel der →SWR die selbst gesetzten Vorgaben, die sie bei ihren Eigenproduktionen einhalten. So konnten bereits mehrere „Tatort“-Produktionen klimafreundlicher und mit deutlich weniger CO2-Ausstoß produziert werden. Beim Tatort „Maleficius“ wurden laut dem SWR 79t CO2 eingespart. Bei der Produktion eines Fernsehfilms entstehen sonst mehrere hundert Tonnen Treibhausgase.

Förderung für Nachhaltigkeit

Die Film- und Fernsehproduktion kostet selbstverständlich viel Geld. Dieses Geld kommt unter anderem von Förderungsgesellschaften. Und die knüpfen ihre Förderungen mittlerweile auch an nachhaltige Vorgaben. So gibt der →FilmFernsehFonds Bayern (FFF Bayern) Tipps, wie eine Produktion nachhaltiger gestaltet werden kann. Diese →Tipps wurden zusammen mit dem Regisseur, Produzenten und Autor Philip Gassmann  erarbeitet, der als Pionier für umweltfreundliche Dreharbeiten gilt.

Selbst die Bundesregierung macht sich stark für nachhaltige Kino-, Fernseh- und Serienproduktionen. Die →Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters sieht darin auch einen Standortfaktor, der Chancen für neues Wachstum und sichere Arbeitsplätze bietet. Anfang 2020 haben die Staatsministerin und Vertreterinnen und Vertreter der Filmbranche eine „Gemeinsame Erklärung für Nachhaltigkeit in der Film- und Serienproduktion“ unterschrieben. Dabei sind unter anderem die öffentlich-rechtlichen sowie eine private Sendeanstalten, diverse Förderungsanstalten aber auch Streaminganbieter wie Netflix. Bisher ist dies allerdings nur eine Absichtserklärung.

Nachhaltig produzierte Filme erkennen Sie übrigens am Siegel „Grüner Drehpass“. Das vergibt die Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein schon seit 2012. Um dieses Siegel zu bekommen müssen die Produktionsfirmen schon in ihrem Förderungsantrag erklären, wie sie ihr Projekt möglichst umweltfreundlich realisieren wollen.

Achten Sie doch beim nächsten Serienmarathon oder Filmabend darauf, wie nachhaltig die Story ist und ob die Produktionsfirma im Abspann zum Beispiel den „Grüner Drehpass“ zeigt.

Von Anja Bolle