Bestimmt habt auch ihr davon schon gehört: Seit März wird heiß darüber diskutiert, ob Deutschland (ähnlich wie andere Länder) eine Corona Tracing App auf den Markt bringen wird, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie helfen kann. Aber die Frage aller Datenschützer ist: Zu welchem Preis?

Die Grundidee
Die App funktioniert mit Bluetooth. Treffen sich zwei Nutzer in einer Distanz von ca. 2 Meter, tauschen ihre Smartphones zwei IDs aus. Diese IDs sind zufällig generierte Zahlencodes, die auf dem Handy des oder der jeweils Anderen gespeichert werden, um so im Falle einer Erkrankung zurückverfolgt werden können. Falls ich nun also positiv getestet werde, kann ich dies der App mitteilen und sie schickt eine Nachricht an alle Handys, die meine ID in ihrem Verlauf haben und teilt ihnen mit, dass sie ebenfalls infiziert sein könnten und sich besser in Quarantäne begeben.

Datensicherheit!?
Die Idee klingt erst einmal vernünftig. Und auch die Wahl eines dezentralen Ansatzes für Deutschland verspricht weniger Gefahren im Datenmissbrauch: Denn IDs und Telefonnummern werden nicht gesammelt auf einem Server gespeichert, sondern lediglich auf den jeweiligen Smartphones selbst. Auch werden keine GPS-Daten oder genauen Aufenthaltsorte abgefragt. Hier geht es „nur“ um die Distanz zwischen zwei Smartphones.
Nichtsdestotrotz gibt es Experten, die warnen, dass auch dies (Gesundheits-)Daten sind, die in den falschen Händen zur Gefahr werden könnten. Wenn man sich die Liste der IDs auf seinem Smartphone anschaut, könnte man mit ein paar Tricks doch rückschließen, wer sich hinter einzelnen Zahlenkombinationen versteckt, wer sich infiziert hat und auch wer sich nach einer Benachrichtigung in Quarantäne begibt oder nicht.
Die Unternehmen Google und Apple wurden zu Haupakteuren, als sie Mitte Mai die permanente Nutzung der Bluetooth-Technologie als Schnittstelle für die zukünftigen Tracing Apps in ihren Betriebssystemen bereitgestellt haben. Auch wenn sie die Daten der jeweiligen Apps nicht abgreifen dürfen, einige bleiben skeptisch. Bedenkenswert ist an dieser Stelle außerdem, welche Macht den beiden privaten Konzernen eingeräumt werden musste: denn sie waren letztendlich die Akteure, die eine technische Lösung bereitstellen mussten und somit grundlegende Bedingungen stellen konnten.

Fazit
Es ist erstaunlich, wie lange Deutschland bereits über die Implementierung einer Tracing App diskutiert. Erste Ansätze sind gescheitert, Bedenken wurden hin und her gewälzt, während andere Länder wie Singapur, Polen oder Frankreich längst gehandelt haben. Ja, es werden weiterhin Daten von uns benötigt. Aber die Umsetzung versucht, so datensicher und -sparsam wie möglich vorzugehen.
Außerdem ist es positiv und motivierend, dass dieses Mal öffentlich und durchaus transparent über die Datensicherheit und Privatsphäre in Deutschland diskutiert wird! Die App kann bei der Eindämmung des Coronavirus nur helfen, wenn möglichst viele Menschen die Software downloaden und mit gutem Gewissen nutzen. Und dafür braucht es Vertrauen und das sichere Gefühl, dass die eigenen Daten nur für den eigentlichen Zweck genutzt werden. Sollte man die App also installieren, sobald sie verfügbar ist? Die Entscheidung bleibt jeder und jedem selbst überlassen – Hauptsache, sie wird bewusst getroffen.

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