„Rathausschule“ und “Tag der Jugend im Rathaus” – Was ist das?

Die Rathausschule ist ein ganzjähriges Angebot für Kölner Schüler:innen weiterführender Schulen mit regelmäßigen Rathauserkundungen für Schulklassen sowie dem mehrmonatigen Projekt „Tag der Jugend im Rathaus“ (TdJiR).

Der „Tag der Jugend im Rathaus” bietet Kölner Schulklassen die Möglichkeit, an Originalschauplätzen in die Rollen von Stadträt:innen zu schlüpfen.

Jugendliche lernen Ratsmitglieder und Vertreter*innen der Stadtverwaltung live im Unterricht und vor Ort im Rathaus kennen. Sie sprechen mit ihnen über kommunalpolitische Themen, die von den Jugendlichen selbst eingebracht werden. Aus den Gesprächen entstehen Fraktionsanträge. Diese diskutieren die teilnehmenden Schulklassen dann am „TdJiR“ im Ratssaal der Stadt Köln und stimmen demokratisch darüber ab. Die Schüler*innen erleben so, wo, wie, für wen und mit wem kommunale Politik gemacht wird.

Nachdem der 19. Tag der Jugend im Rathaus 2020/2021 nicht als Präsenzveranstaltung durchgeführt konnte, entstand der Plan, die Antragsthemen über Social-Media-Kanäle allen Kölner Jugendlichen interaktiv zur Beteiligung zugänglich zu machen. So entstanden Videobotschaften und Abstimmungsmöglichkeiten für Jugendliche auf dem Social-Media-Kanal des Kinder- und Jugendbüros und der Website des jfc-medienzentrums.

Seit Januar 2022 haben sich drei Schulklassen aus der Peter-Ustinov-Realschule Nippes, der Trude-Herr-Gesamtschule Mülheim und dem Königin-Luise-Gymnasium Innenstadt mit kommunalpolitischen Fragen beschäftigt.

Sie haben im Ratsinformationssystem recherchiert, Dokumente untersucht und bewertet, den Ratssaal erkundet, Social-Media-Posts gestaltet und eigene Stellungnahmen entwickelt.

Unterstützt wurden sie dabei von Vertreter*innen der Ratsfraktionen und Expert*innen aus den Fachämtern, die für die gewählten Themen zuständig sind.

Die Ergebnisse haben sie in Form von Ratsanträgen zusammengefasst. In einer fiktiven Ratssitzung am 07.04.2022 stellen die Jugendlichen ihre Anträge vor und sprechen über Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung ihrer Anliegen. Über jeden der drei Fraktionsanträge wird am Ende abgestimmt.

Erhalten die Anträge eine Stimmenmehrheit, gilt dies als Auftrag an die beteiligten Politiker*innen, die Anträge in der echten Kommunalpolitik einzubringen. Die Schüler*innen können so im Kleinen eine politische Wirkung über das Projekt und den Unterricht hinaus erzielen.

3 Fraktionsanträge werden an die Politik gestellt

Folgende drei Fraktionsanträge werden Euch hier und über den Instagram-Kanal des Kooperativen Kinder- und Jugendbüros zur Beteiligung vorgestellt:

Antrag der Fraktion PURe Gleichheit,
Peter-Ustinov-Realschule Köln Nippes:

„Köln ist divers – Auch auf dem stillen Örtchen. Toiletten für alle Geschlechter an Kölner Schulen“

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Teilnehmende und Gäste dieser Ratssitzung,

wir sind der SoWi-Kurs Klasse 10 der Peter-Ustinov-Realschule Köln-Nippes. Im Rahmen des Politikunterrichts haben wir seit Januar 2022 zunächst zahlreiche kommunalpolitische Themen mit Kommunalpolitiker*innen diskutiert, z.B.: „Verbesserung der Sauberkeit in der Stadt Köln“, „Späterer Schulbeginn“, „zusätzliche Lernangebote für Abschlussklassen“ und „Verbesserungen im ÖPNV“.

Wir haben dann demokratisch abgestimmt, uns für das Thema „Toiletten für alle Geschlechter an Kölner Schulen“ entschieden und die Fraktion PURe Gleichheit gegründet.

Für unseren Antrag haben wir uns auch mit dem Aktionsplan „Selbstverständlich unterschiedlich – Aktionsplan der Stadt Köln zur Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt“ beschäftigt und dazu Mitarbeiter*innen aus der Fachverwaltung eingeladen.

Wir bitten darum, unseren Antrag „Köln ist divers – Auch auf dem stillen Örtchen. Toiletten für alle Geschlechter an Kölner Schulen“ auf die Tagesordnung der Ratssitzung zu setzen.

Beschlusstext:   Der Rat beschließt und beauftragt die Verwaltung

  1. mit der Einrichtung von geschlechtergerechten Toiletten und Umkleiden an Kölner Schulen.
    1. Alle Schulneubauten, bei denen die Leistungsphase 3, nach der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure noch nicht abgeschlossen ist, sind mit mindestens einer Toilette und Umkleidemöglichkeit für alle Geschlechter auszustatten.
    2. Alle Bestandsbauten oder Generalsanierungsvorhaben sind ergänzend zu den bestehenden Toiletten im Rahmen einer Frist von 10 Jahren mit mindestens einer Toilette und Umkleidemöglichkeit für alle Geschlechter auszustatten.
  1. mehr Aufklärungs- und Informationsangebote für Lehrkräfte, Erziehungsberechtigte und Schüler*innen zur Verfügung zu stellen:
    1. Im Zusammenhang mit der Einrichtung von geschlechtergerechten Toiletten und Umkleiden ist von der Verwaltung, schulischen oder außerschulischen Fachkräften begleitende Aufklärungsarbeit an den Schulen zu leisten
    2. Jede Kölner Schule soll die Möglichkeit erhalten, im Rahmen einer Frist von 3 Jahren ein Angebot zum Thema „Köln ist divers“ durchführen zu können, z.B. Projektwochen, Fortbildungen, Pädagogische Tage, Motto-Schulfeste, etc.

Grundlage unseres Antrags:                     Köln ist divers!

In unserer Stadt leben Menschen aus 183 Nationen zusammen. Wir gehören dazu. Wir wollen, wie alle, gleichwertig behandelt werden und uns in Köln wohlfühlen. Wir alle wollen so akzeptiert werden, wie wir sind. Egal ob wir uns durch das Alter, die Herkunft, die Religion, die Weltanschauung, das Geschlecht und die sexuelle Identität oder geschlechtliche Identität unterscheiden.

Damit Hürden, die unser Zusammenleben behindern, in allen Lebensbereichen beseitigt werden, hat die Stadt Köln ein Amt für Integration und Vielfalt und eine Fachstelle für lesbische, schwule, bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen (kurz: LSBTI) eingerichtet.

Im Jahr 2011 forderte der UNO-Menschenrechtsrat, dass keine Person wegen ihrer Geschlechtsidentität verfolgt oder diskriminiert werden darf. Im Oktober 2017 forderte das Bundesverfassungsgericht den deutschen Gesetzgeber auf, im Hinblick auf das Selbstbestimmungsrecht für alle Menschen, das dritte Geschlecht „divers“ als Option für den Eintrag in das Geburtenregister anzuerkennen. 2020 empfahl die EU-Grundrechteagentur die Schaffung einer sicheren und unterstützenden Umgebung in Schulen für LSBTI-Personen sowie Hilfe für Schulen und Lehrkräfte bei der Bekämpfung von Mobbing gegen LSBTI-Personen.

Nach einer Online-Umfrage bei 19000 Personen in 27 Ländern ermittelte das Ipsos-Institut, dass sich 4 % der nach 1996 geborenen Menschen nicht als männlich oder weiblich identifizieren. In Köln leben ca. 70000 Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren. Demnach wären ca. 2800 Jugendliche in dieser Altersstufe betroffen, wobei eine gewisse Dunkelziffer von Menschen, die sich nicht dazu äußern möchten, zu addieren wäre.

61 % der der LSBTI-Jugendlichen versuchen ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu verheimlichen und fürchten sich vor einem Coming-Out in der Schulzeit. 55 % der LSBTI-Jugendlichen haben Erfahrungen mit Beleidigungen, Beschimpfungen und Gewalt aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität oder ihrer sexuellen Orientierung gemacht.

Ziel unseres Antrags ist es, alle jungen Menschen in ihrer Identitätsfindung zu unterstützen. Wir erhoffen uns, dass alle Jugendlichen, Lehrkräfte und Eltern für das Thema sensibilisiert werden.

Toiletten und auch Umkleideräume für alle Geschlechter sowie eine fachliche gestützte Aufklärungsarbeit schon an Grundschulen würden dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Die Nutzer*innen würden dadurch Akzeptanz erfahren und sich gleichwertig fühlen.

Damit der Aktionsplan der Stadt Köln zur Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt wirklich in Aktion tritt, soll die Entscheidung für die Einrichtung von geschlechtergerechten Toiletten und Umkleiden für alle Kölner Schulen im Rat der Stadt Köln getroffen werden.

Damit ist gewährleistet, dass nicht die einzelnen Schulen und ihre Gremien, wie Schulkonferenz, Elternvertretung oder Schulleitung und Lehrkräfte individuell für jeden Schulstandort selbst entscheiden müssen.

Finanzierung: (unter Berücksichtigung von Fördermöglichkeiten durch Land und Bund)

  1. Zusätzlich zur baurechtlich vorgeschriebenen Mindestzahl an Toiletten für Jungen und Mädchen, sind bei Schulneubauten Mehrkosten aus dem städt. Etat einzuplanen, sofern keine Kostenneutralität durch pragmatische Raumsparlösungen im Rahmen der baulichen Planung umsetzbar ist.
  2. Sanierungen in Bestandsbauten sind auf kostenneutrale Einsparmöglichkeiten zu prüfen.
  3. Es ist zu prüfen, ob über den Aktionsplan „Selbstverständlich unterschiedlich“ Gelder für bauliche Maßnahmen und Aufklärungsangebote bereitgestellt werden können.
  4. Die Aufklärungs- und Informationsangebote könnten über Fördermöglichkeiten durch Bund und Land zum Thema „Diversität“ mitfinanziert werden.

Mit freundlichen Grüßen

gezeichnet für die Fraktion PURe Gleichheit:

Florian Mennig                 Melissa Boubakis             Sude Yalcin         Hene Ali

Antrag der EfK 065 – Entwicklung für Köln 065,
Trude-Herr-Gesamtschule Mülheim:

„Schaffung von Handyladestationen im öffentlichen Raum“

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Teilnehmende und Gäste dieser Ratssitzung,

wir sind die Klasse 10 d der Trude-Herr-Gesamtschule Köln-Mülheim. Im Rahmen des Politikunterrichts haben wir seit Januar 2022 zahlreiche kommunalpolitische Themen besprochen, u. A.: „Sauberkeit an Kölner Schulen“, „Preisrabatte auf Lernmittel“ und „vergünstigte KVB-Tickets für Schüler*innen“.

Für unseren Fraktionsantrag haben wir die Fraktion „Entwicklung für Köln 065“, abgekürzt EfK-065 gegründet. Wir haben uns in einer demokratischen Wahl für das Thema „Schaffung von Handyladestationen im öffentlichen Raum“ entschieden. Anschließend haben wir im Unterricht mit Politikern und Mitarbeiter*innen aus der Fachverwaltung und der „Rheinenergie – Smart-City-Cologne“ gesprochen.

Für das Projekt „Tag der Jugend im Rathaus“ beantragt die Fraktion EfK-065, den folgenden Antrag auf die Tagesordnung der Ratssitzung zu setzen.

„Schaffung von Handyladestationen im öffentlichen Raum“

Beschluss:      Der Rat der Stadt Köln beauftragt die Verwaltung:

  1. zu prüfen, an welchen Standorten im öffentlichen und halböffentlichen Bereich Handyladestationen sinnvoll und betriebssicher eingerichtet werden könnten, z.B. in, Schulen, Sportanlagen, Schwimmbädern, Jugendzentren, Bus + Bahn, Sparkassen, Bürgerämter und Behörden, etc.
    Für den privaten Bereich, z.B. Einkaufszentren, Kinos, Clubs, Schnellrestaurants, Supermärkte etc. sollte geprüft werden, welche Anreize zur Einrichtung von Handyladestationen geschaffen werden könnten.
  2. zu prüfen, mit welchen potentiellen Kooperationspartnern aus der Wirtschaft oder der städtischen Tochtergesellschaften, z.B. der Kölner Außenwerbung, der KVB, der Rheinenergie, etc. ein Netz von Handyladestationen kölnweit aufgebaut werden könnte.
  3. zu prüfen, welche internen und externen Expert*innen Vorschläge zur professionellen Umsetzung der Idee erarbeiten können, besonders im Hinblick auf Datensicherheit bei den Ladevorgängen, auf Wirtschaftlichkeit, auf Serviceorientierung, auf Finanzierung z.B. durch Werbung und auf Prävention vor Vandalismus.
  4. zu prüfen, welche Standorte als Pilotprojekt für einen kostengünstigen Experimentierraum zum Sammeln von Erfahrungen mit Schließfachladestationen sowie offenen Lademöglichkeiten geeignet erscheinen.
  5. das Prüfergebnis zu diesen vier genannten Punkten den zuständigen Ratsausschüssen noch im Laufe dieses Jahres darzustellen und Vorschläge für deren Umsetzung in einer Beschlussvorlage auszuarbeiten.

Begründung:

  • Das Smartphone ist für fast alle Menschen in allen Altersgruppen ein wichtiger Alltagsbegleiter geworden. Ständige Erreichbarkeit oder die Möglichkeit, zu kommunizieren ist nicht nur in Notsituationen für viele Menschen sehr wichtig.
  • Wenn Akkus im falschen Moment ihren Dienst versagen, können dringende Nachrichten oder Anrufe nicht empfangen oder verschickt werden. Es würde mehr Sicherheit für sich selbst und andere Menschen bringen, wenn man immer ein funktionierendes Smartphone zur Hand hätte. Schnelllademöglichkeiten würden zusätzliche Sicherheit für Notfälle oder unsichere Situationen schaffen, z.B. spätabends auf dem Nachhauseweg.
  • Gerade in einer modernen internationalen Metropole wie Köln gibt es viele Zielgruppen, für die leicht zugängliche Handyladestationen ein Gewinn wären. Nicht nur für die Einwohner Kölns. Sondern auch Touristen und andere Gäste, die sich über das Smartphone in einer fremden Stadt orientieren müssen, würden davon profitieren.
  • Smarte digitale Technologien und Angebote können Köln noch attraktiver und lebenswerter machen. Handyladestationen würden in der Außenwirkung zu einem moderneren Image der Stadt beitragen.
  • Für Menschen, die sich nicht immer das neueste Handymodell mit viel Akkupower leisten können oder aus Nachhaltigkeitsgründen ihre alten Modelle länger nutzen möchten, wären die Lademöglichkeiten ein Gewinn. Damit würde ein Beitrag zur Chancengleichheit auch für ärmere Menschen geleistet.

Finanzierung: (unter Berücksichtigung von Fördermöglichkeiten durch Land und Bund)

  1. Die Ladestationen könnten privat durch Werbung oder Einnahmen durch kostenpflichtige Nutzung finanziert werden
  2. Aus dem Etat der Stadt Köln könnten Handyladestationen an bestimmten Orten als kostenloser Service im Rahmen der Kölner Außenwerbung angeboten werden

Mit freundlichen Grüßen,

gez. für die Fraktion EfK-065 – Entwicklung für Köln 065

Giuliano Murillo Gomez        Laund Taufik              Sibel Köytepe             Jonas Raffael Chiguer

Antrag KLS Fraktion,
Königin-Luise-Gymnasium:

„Psychische Gesundheit bei Schüler*innen in Köln“

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, Sehr geehrte Teilnehmende und Gäste dieser Ratssitzung,

wir sind Schüler*innen der Q2 an der Königin-Luise Schule und haben uns im Rahmen des SoWi-Zusatzkurses aktiv am Projekt “Tag der Jugend im Rathaus 2022” beteiligt.

Auch wenn wir vielfältige Themen diskutiert haben, die z.B. mit der Gestaltung des öffentlichen Raumes oder einer ökologischen und klimagerechten Transformation der Stadt Köln im Zusammenhang standen, haben wir uns in mehreren demokratischen Abstimmungen einstimmig für das Thema “Psychische Gesundheit von Schüler*innen in Köln” entschieden.

Für unseren Fraktionsantrag haben wir die KLS-Fraktion gegründet und anschließend im Unterricht mit Politiker*innen und Mitarbeiter*innen aus der Fachverwaltung gesprochen.

Wir stellen stellvertretend für viele Kölner Schulen fest, dass,

  • viele Jugendliche und Heranwachsende mit psychischen Belastungen bei sich selbst und in ihrem Umfeld konfrontiert sind
  • Beratungsangebote überlastet und Stellen überfordert sind, diese jedoch essentiell für eine schnelle und akute Hilfe sind
  • Sensibilisierung an Schulen fehlt, unter Schüler*innen, aber auch bei Lehrer*innen
  • es Zeit ist, das Thema zu enttabuisieren und eine Kultur des Hinsehens und Aufeinander achten zu schaffen

Die KLS-Fraktion bittet deshalb, den folgenden Antrag auf die Tagesordnung der Ratssitzung zu setzen.

„Psychische Gesundheit bei Schüler*innen in Köln“

Beschluss:          Der Rat der Stadt Köln beauftragt die Verwaltung folgende Maßnahmen zu beschließen:

  1. Den schulpsychologischen sowie kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst als externes Beratungsangebot personell zu verstärken, z.B. für regelmäßige Sprechstunden an den Schulen.
  2. Alle Kölner Schulen sollen ein Beratungslehrer*innen-Team bzw. ein Angebot durch Schulsozialarbeit einrichten, an das sich die Schüler*innen mit Problemen und Sorgen wenden können.
  3. Verstärkter und flächendeckender Einsatz von Schulsozialarbeiter*innen an allen Schulformen.
  4. Schaffung von verstärkter und gezielter Aufklärung für Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern über psychische Sachverhalte und Krisen sowie deren Prävention in der Schule. Dies soll helfen, zu Sensibilisieren und einen angemessenen und offenen Umgang mit dem Thema zu finden.
  5. Diese Maßnahmen sollen in einem Pilotprojekt für zwei Jahre in den verschiedenen Schulformen erprobt werden. Danach soll eine Evaluation erfolgen.

Begründung: Nicht nur durch die Corona-Pandemie lässt sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Anstieg von psychischen Erkrankungen und Krisen im Jugendalter verzeichnen. Laut der Bundespsychotherapeutenkammer erkranken fast 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung (10/2020). Über die Hälfte aller psychischen Erkrankungen entstehen so vor dem 19. Lebensjahr. Zudem werden laut BPtK-Präsident Dr. Dietrich Munz: “psychische Krankheiten bei Kindern und Jugendlichen werden immer noch viel zu häufig nicht erkannt und behandelt”. So sind immer mehr Jugendliche davon betroffen oder in sozialen Gruppen mit dem Thema konfrontiert. Im Schnitt leiden zwei Kinder pro Klasse unter Depressionen (Deutsche Depressionshilfe, 2019). Und auch, wenn der sozioökonomische Status eine Rolle für die Häufigkeit spielt (BPtk, 2020), das Problem und so auch der Handlungsbedarf besteht übergreifend.

In einer von uns geführten anonymen Umfrage gab es eine überwältigende Anzahl von Antworten, die diese Erfahrungen bestätigen. Einige erzählen von ihren persönlichen Problemen wie “Dadurch, dass man in der Schule immer ein Lächeln zeigt, obwohl es einem eigentlich mental eher weniger gut geht, wird die Zeit alleine noch härter”. Andere berichten auch von psychischen Problemen im Freundeskreis: “… ich weiß teilweise nicht, wie ich für sie da sein soll und was ich tun kann um sie zu unterstützen.”.

Wir Schüler*innen verbringen viel Lebenszeit in der Schule und sprechen uns daher deutlich dafür aus, hier anzusetzen und für das Thema zu sensibilisieren und auch zu enttabuisieren.

Hierbei sind jedoch nicht nur mangelnde Informationen ein Problem, sondern auch überlastete Beratungsangebote. Beratungslehrer*innen an den Schulen werden von der hohen Anzahl an Anfragen überrannt. Die dafür gewährten Entlastungsstunden pro Woche können den Bedarf nicht auffangen.

Aber auch bei externen Angeboten, wie dem schulpsychologischen Dienst, kommt es zu Überlastungen.

Statistisch ist in Köln 1 Schulpsycholog*in für 6400 Schüler:innen zuständig. Auch unter der aktuellen Pandemiesituation sind dies nicht nur zu wenige Fachkräfte, sondern es gibt auch immer noch zu lange und ineffiziente Einstellungsverfahren von bis zu 2 Jahren, bis neue Fachkräfte eingestellt werden. Ähnliche Erfahrungen liegen auch beim kinder- und jugendpsychiatrischen Dienst vor.

Das Thema ist zu wichtig, zu groß und zu präsent. Hier besteht Handlungsbedarf!

So fordert auch die Leopoldina (2021): “Unterstützung und Fortbildung der pädagogischen Fachkräfte und Lehrkräfte, z.B. durch Materialien, die ihnen helfen, mit den Kindern über deren Pandemie-Erfahrungen zu sprechen bzw. zu erkennen, ob die Kinder mehr professionelle Hilfe benötigen. Um individueller Förderung und Erfordernissen gerecht zu werden, sollte Unterstützung durch weitere Fachpersonen, insbesondere durch Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Angebote der Kinder- und Jugendhilfe oder auch durch z.B. pensionierte pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte geleistet werden.”.

So zeigt sich nicht nur basierend auf unseren persönlichen Erfahrungen ein “erhöhter Versorgungsbedarf für psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen – einer Gruppe, für die es bereits vor der Pandemie Hinweise auf ungenügende psychotherapeutische Behandlungsangebote gab.” (Leopoldina, 2021).

Finanzierung:

  1. Funktionierende Prävention spart an anderen Stellen Geld. Die jährlich erforderlichen städtischen Eigenmittel im dreistelligen Millionenbereich für pädagogische oder sanktionierende Maßnahmen, die zur Bekämpfung negativer Folgen aufzubringen sind, können dadurch verringert werden.
  2. Die Entlastungsstunden für Beratungslehrer*innen müssen außerhalb des schulischen Entlastungsstundenpools erweitert werden. Hierzu bedarf es Geld vom Land. Die Verwaltung wird gebeten, dieses Problem mit der Bezirksregierung aktiv anzugehen und umzusetzen.

Mit freundlichen Grüßen,

gez. für die KLS-Fraktion:

Antonia Leipertz,        Felix Paß,        Rebecca Klimczak

Der Tag der Jugend im Rathaus und die Rathausschule werden durchgeführt von:

Die digitale Umsetzung fand mit Unterstützung durch das jfc Medienzentrum statt.

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